Zeit, Vera Sharav zu unterstützen… Das Undenkbare in Nürnberg – wieder!
Von Senta Depuydt, Mitbegründerin von CHD Europe
Letzte Woche kam es in Nürnberg zu einem schweren Zwischenfall. Sie können diese Information gerne weitergeben. Diese Art von Missbrauch darf nicht toleriert werden.
Vera Sharav, jüdisch geborene Rumänin [US-Staatsbürgerin, lebt in NYC], Holocaust-Überlebende und Gründerin der Alliance for Human Research Protection, einer Organisation, die sich für den Schutz von Opfern „klinischer“ Versuche einsetzt, war Ehrengast bei einer Feier zum 75. Jahrestag des Nürnberger Kodex. Die Organisatoren mussten versprechen, dass kein Bezug auf die aktuellen Impfkampagnen oder die Coronavirus-Krise genommen werden würde, da die Behörden derartige Vergleiche als Beleidigung des Gedenkens an die Opfer der Nazi-Experimente betrachten.
Sharav wurde 1941 in ein Konzentrationslager deportiert. Ihr Vater starb dort nach nur wenigen Monaten. Sie selbst überlebte drei Jahre lang den Hungertod, bevor sie 1944 mit anderen Kindern evakuiert wurde. Erst vier Jahre später wurde sie mit ihrer Mutter wiedervereint.
Dieses Ereignis war Vera Sharavs erster Besuch in Deutschland seit Kriegsende, und sie reiste nicht ohne Befürchtungen dorthin. Dennoch reiste sie aus New York an, weil sie es für ihre Pflicht hielt, die Menschen daran zu erinnern, wie wichtig es ist, die medizinische Ethik und die individuellen Menschenrechte zu achten, die die Säulen unserer demokratischen Gesellschaften sind.
Wenn jemand das Recht hat, in diesem Zusammenhang frei zu sprechen, dann ist es Vera Sharav. Und doch geschah das Undenkbare.
Die Stadt Nürnberg hat sich nicht einmal die Mühe gemacht, an der Gedenkfeier teilzunehmen. Sie duldete – um nicht zu sagen ermutigte – sogar eine „Gegendemonstration von Bürgerinitiativen“, die sich gegen „revisionistische Äußerungen, die das Leid der Holocaust-Opfer verharmlosen“ und auch gegen Äußerungen, die Verbänden zugeschrieben werden, die die pandemischen Gesundheitsmaßnahmen kritisieren, wandten. Vor allem aber wagte es eine lokale Zeitung, die „Nürnberger Nachrichten“, am folgenden Tag, Frau Sharav zu beschuldigen, zu solchen Straftaten beigetragen zu haben, indem sie die Impfkampagnen mit Nazi-Verbrechen verglich.
Dies ist nicht nur empörend, sondern aus ihrer Rede geht eindeutig hervor, dass dies eine grobe Fehlinterpretation ihrer Worte ist. Vera Sharav sprach nicht über den Nationalsozialismus, sondern prangerte die Eugenik an, eine perverse Ideologie, die unter Mitwirkung der damaligen wissenschaftlichen und medizinischen Behörden umgesetzt wurde. Sie erinnerte daran, dass die Juden zunächst unter dem Vorwand, Krankheitsüberträger zu sein, aus dem gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen wurden, bevor sie „aus Gründen der öffentlichen Hygiene“ in Ghettos eingesperrt wurden, und hob hervor, dass die Vorbereitungen für den Holocaust bereits mehr als ein Jahrzehnt zuvor mit der Diskriminierung und der fortschreitenden Unterdrückung von Rechten und Freiheiten unter dem Deckmantel der „Pseudowissenschaft“ begonnen hatten. Eine unbekannte oder vielleicht vergessene Tatsache ist, dass die Eugenik-Politik schon lange vor dem Krieg umgesetzt wurde. In Deutschland haben Regierungsärzte Tausende von deutschen Kindern, Waisen und Behinderten euthanasiert, bevor sie ältere Menschen in Pflegeheimen eliminierten, weil sie als unnütze Mäuler betrachtet wurden, die man stopfen musste. In den Vereinigten Staaten wurden Menschen mit geistigen oder körperlichen Behinderungen und bestimmte ethnische Gruppen, die sich in einer Notlage befanden, Opfer von Zwangssterilisierungskampagnen. Diese Praxis wurde bis in die 1980er Jahre fortgesetzt.
Wie Vera Sharav feststellte, ist der Nürnberger Kodex in erster Linie ein Schutz für künftige Generationen. Er wurde verfasst, um zu verhindern, dass Wissenschaft und Medizin jemals wieder für eine autoritäre, diskriminierende und eugenische Politik missbraucht werden. Aus diesem Grund wurde er ganz oder teilweise in die Verfassungen oder Texte verschiedener Nationen aufgenommen. Und deshalb ist ihre Rede „Nie wieder ist jetzt“ eine Warnung vor den gefährlichen Wegen, die unsere derzeitigen Regierungen beschreiten.
Aber im Jahr 2022 kann dies nicht in Nürnberg gesagt werden.
Natürlich teilt nicht jeder diese Meinung, und es ist verständlich, dass andere Ärzte oder Organisationen schockiert sein könnten, wenn sie Ähnlichkeiten zwischen den Exzessen von damals und den heutigen Maßnahmen zur Gesundheitskrise feststellen. Wenn es jedoch darum geht, das Gedenken an die Opfer und den Geist von Nürnberg zu ehren, sollten wir dann nicht auf einen Dialog über diese Themen hinarbeiten und die Identität und die Meinungen der anderen respektieren?
Stattdessen haben sich die lokalen Nachrichten dafür entschieden, diese große Dame zu zensieren und zu verunglimpfen. Schockierender Weise gingen sie sogar so weit, Vera Sharav als „Rumänin, die als Holocaust-Überlebende dargestellt wird“ zu bezeichnen. Plötzlich ist die Jüdin keine Jüdin mehr. Sie ist ’nur‘ Rumänin. Und sie wird „als Holocaust-Überlebende dargestellt, als ob es eine Täuschung wäre, als ob man sich weigern würde, anzuerkennen, was sie durchgemacht hat. Schließlich wurde auch die Tatsache ignoriert, dass Vera Sharav sich ihr ganzes Leben lang für die Wahrung der medizinischen Ethik und den Schutz der Schwächsten eingesetzt hat… Das ist ein Tiefschlag, ein sehr tiefer Tiefschlag.
Zwei Tage später sollte Vera Sharav auf einer Demonstration in München sprechen. Sie war sprachlos und hatte nichts mehr zu sagen.
Um den Mut und die Tat dieser mutigen Frau zu würdigen und sicherzustellen, dass unsere Rechte respektiert werden, teilen Sie bitte diesen Artikel. Nie wieder ist jetzt.
Die Rede von Vera Sharav (Video + Abschrift)
Vera Sharavs Website.
Spezielle Website für die Gedenkfeier zum 75. Jahrestag des Nürnberger Kodex.
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