Politik und Medien: Reaktionen auf das Attentat auf Fico

Quelle: TKP.at, Thomas Oysmüller, 16. Mai 2024

Wenig berichtete Reaktionen auf den versuchten Mordanschlag auf Robert Fico – aus dem deutschsprachigen Raum und der Welt.

Der slowakische Ministerpräsident Robert Fico ist noch nicht über den Berg, aber er hat die ersten Stunden nach den Schüssen überlebt, die Notoperation dürfte erfolgreich verlaufen sein. Doch sein Zustand ist weiterhin kritisch. Der Anschlag löste eine Schockwelle aus. TKP fasst untypische und weniger häufig gehörte Reaktionen zusammen.

Hasskampagne

Beginnen wir mit dem Spiegel. Das Blatt schob kurz nach dem Attentat, Fico selbst die Verantwortung zu. Die Schlagzeile hielt zwar nicht stand und wurde dann noch geändert – der Schaden ist trotzdem angerichtet und auch im Text wird Fico weiter für den Anschlag auf ihn verantwortlich gemacht.

Journalist Norbert Häring schreibt dazu : “ Selbst elementarste Regeln des menschlichen Anstands gelten nicht mehr für die Verantwortlichen von Medien, die Geld von US-Milliardären nehmen, wenn es gegen die Gegner dieser Weltverbesserer im Sinne einer Pax Americana geht.“

Auch die BBC teilte heftig aus. In der Berichterstattung hatte man Fico etwa unterstellt, vom Kreml bezahlt zu werden. Mehrmals am Abend war man nahe daran, das Attentat zu rechtfertigen, weil Fico sich gegen die bedingungslose Militärhilfe für die Ukraine ausgesprochen hat.

In der BBC fiel kurz nach dem Anschlag auch der Satz: „Ungarn, die Slowakei und Österreich widersetzen sich jetzt der gemeinsamen EU-Linie zugunsten der Ukraine.“

Im Deutschen Bundestag nahm Wirtschaftsminister Robert Habeck den Ball sofort auf. Nicht besonders zweideutig instrumentalisierte er das Attentat, um Stimmung gegen die AfD zu machen. Seine kurze Rede empörte viele – den Namen von Fico, immerhin ein politischer Gegner der Grünen, nahm Habeck nicht in den Mund:

https://twitter.com/DrLuetke/status/1790941700455608392

Eine ausführliche Meldung gab der serbische Vize-Premierminister Aleksandar Vulin ab.. Er sagte:

„Was wirklich passiert ist, werden wir mit der Zeit herausfinden, aber Tatsache ist, dass es in der Slowakei und in ganz Europa eine unglaubliche Hasskampagne gegen Fico gab. Wir werden herausfinden, ob das Attentat damit zusammenhängt oder nicht, aber was passiert ist, ist mit ziemlicher Sicherheit eine Folge der Hass- und Informationskampagne gegen Herrn Fico. Das ist absolut sicher. Der Grund für den Hass war Ficos politische Position… Wissen Sie, im Westen werden unterschiedliche politische Positionen bestraft, und zwar auf unterschiedliche Weise. Manchmal werden Sanktionen gegen dich verhängt, manchmal wird auf dich geschossen“.

Serbische Medien berichteten am Abend des Anschlags, dass Viktor Orban und Aleksandar Vucic, die Regierungschefs von Ungarn und Serbien, einen baldigen Besuch im Krankenhaus planen.

Auch in Smer, der Partei von Fico, hat man bereits reagiert. „Ich möchte meine tiefe Abscheu darüber zum Ausdruck bringen, was Sie in den letzten Jahren getan haben, Sie, die liberalen Medien, die politische Opposition, welchen Hass Sie gegen Robert Fico verbreitet haben, welchen Galgen Sie für ihn gebaut haben“, sagte Ľuboš Blaha, stellvertretender Vorigzender des Parlaments und stellvertretender Vorsitzender von Smer. „Wegen Ihres Hasses kämpft er heute um sein Leben“, fügte er hinzu.

Selbstredend erklärten alle EU-Spitzenpolitiker ihr Mitgefühl für Fico und verurteilten das Attentat. Aber bei weitem nicht nur in Europa schockierte der Anschlag

Der kubanische Präsident brachte „im Namen des kubanischen Volkes und der kubanischen Regierung unsere Solidarität und unsere Wünsche für eine baldige Genesung“ zum Ausdruck.

Während bereits heftig über die Hintergründe des Anschlags spekuliert wird – die Polizei hat sich bisher nicht offiziell geäußert – hat sich das Portal T-Online besonders weit aus dem Fenster gelehnt. Ohne Scham mutmaßt man dort, dass das Attentat von Fico selbst inszeniert sein könnte.

Der ehemalige slowakische Polizeichef erklärte, dass der Sicherheitsapparat versagt habe und erinnerte daran, dass Fico vor einigen Wochen selbst über ein mögliches Attentat und entsprechenden Drohungen gesprochen hatte: „Wie wurde mit diesen Drohungen umgegangen?“

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